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Am 23. und 24. April 2017 fand wieder die VDP.Weinbörse in der Mainzer Rheingoldhalle statt. Von den 181 ausstellenden Mitgliedern des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) besuchte ich an einem Tag (dem Messe-Sonntag) zwar nur 15 – aber jeder der Weine, die ich verkostete, war durchweg überzeugend. So erklärt sich der doppeldeutige Titel dieses Beitrags.

Um ein stichhaltiges, belastbares Urteil zur Güte des Jahrgangs auch nur in einzelnen Regionen abzugeben, reicht das, was ich probiert habe, freilich nicht aus. Doch trotz des sehr herausfordernden Witterungsverlaufs in vielen Gebieten kann der Weinjahrgang 2016 in Deutschland als wiederum ein sehr guter gelten – auch wenn die flächendeckend hohe Qualität des Spitzenjahrgangs 2015 wohl nicht erreicht wird; dafür waren die regionalen Unterschiede zu groß. „Der großartige Spätsommer hat das Blatt gewendet. Das nasskalte Frühjahr und die erste Frühsommerhälfte hat uns VDP.Winzer wirklich gefordert. Nun sind wir versöhnt und haben Moste in den Kellern, die zu allen Hoffnungen Anlass geben“, hatte VDP-Präsident Steffen Christmann im November vergangenen Jahres gesagt. Die Weinbörse bestätigte diese Einschätzung nun nachdrücklich.

Bei der Auswahl der Weingüter, die ich auf der Messe besucht habe, ließ ich mich von persönlichen Motiven leiten. Es ging mir nie um einen repräsentativen Überblick, sondern ich ging zu Winzern, deren Weine mich speziell interessierten – sowohl aufgrund positiver Erfahrungen in der Vergangenheit als auch aufgrund persönlicher Verbundenheit. Dabei waren noch nicht einmal alle Anbaugebiete vertreten: Ich kam auf vier Weingüter im Rheingau, jeweils drei in Württemberg und an der Mosel sowie jeweils eins an der Nahe, in Baden, in Rheinhessen, in der Pfalz und in Franken. Für mehr hatte ich an diesem einen Tag auch keine Zeit, denn ich ziehe es – wann immer ich kann – vor, die Weine ausführlich zu probieren und mich mit den Winzern darüber auszutauschen, statt sie im Akkordtempo kommentarlos „abzuarbeiten“. Letzteres wird von mir in meiner aktuellen beruflichen Rolle dankenswerterweise auch nicht verlangt, so dass ich ganz nach meinen privaten Präferenzen agieren konnte – ein Luxus, dessen ich mir bewusst bin.

Als sehr positiv nahm ich die gegenüber der Vergangenheit geänderte Raumaufteilung in der Rheingoldhalle wahr: Neben dem Rheinfoyer belegte die Messe diesmal statt des Gutenberg-Saals den größeren und höheren Kongress-Saal, so dass einerseits die Ausstellungsfläche geschlossener und andererseits die Atmosphäre offener war. Das empfand ich als ausgesprochen angenehm.

Hier sind nun meine Verkostungsfavoriten der 15 VDP-Weingüter, die ich besuchte und von denen ich auch jeweils das gesamte präsentierte Sortiment ins Glas nahm:

K.F. Groebe (Rheinhessen)

2016 Westhofen Alte Reben Riesling trocken von GroebeTop-Favoriten:

Favoriten:

Fritz Groebe kann stolz sein auf seinen neuen Jahrgang: Schon die Gutsweine machen viel Spaß; überragend fand ich den Westhofener Ortsriesling von alten Rebstöcken.

Domdechant Werner (Rheingau)

2016 Hochheimer Domdechaney Riesling trocken von Domdechant WernerTop-Favoriten:

Favoriten:

Catharina Mauritz und ihr Vater Dr. Franz-Werner Michel führten gut gelaunt durch das Sortiment. In diesem Jahr gefiel mir die besonders ausdrucksstarke und dabei sehr ausgewogene Domdechaney besser als das noch ein wenig zaghaft erscheinende Kirchenstück.

Achim von Oetinger (Rheingau)

2013 und 2012 Hohenrain Riesling GG trocken von Achim von OetingerTop-Favoriten:

Favoriten:

Achim von Oetinger wartete mit einer großen Auswahl auch gereifterer Rieslinge auf – und die zu probieren lohnte sich sehr. Besonders (indes beileibe nicht nur) seine Großen Gewächse sind komplexe Sinneserfahrungen und brauchen Zeit. Sehr eigenständig, viel Potenzial.

Balthasar Ress (Rheingau)

2015 Rheingau Caviar Pinot Noir trocken von Balthasar RessTop-Favoriten:

Favoriten:

Dirk Würtz und sein Team sind weiterhin auf einem ambitionierten, spannenden Weg. Der mag nicht jedem gefallen und den mag nicht jeder verstehen – aber die Weine haben ganz klar einen eigenen Charakter, und das schätze ich sehr: ebenso kompromisslos wie sympathisch.

Peter Jakob Kühn (Rheingau)

Kiste mit Bodenmaterial vom Weingut P.J. KühnTop-Favoriten:

Favorit:

Weine im Embryonalzustand. Auch die Mainzer Weinbörse (von der ProWein ganz zu schweigen) ist für die Präsentation der Kühn’schen Kreszenzen viel zu früh – jedenfalls die des auf die Ernte folgenden Jahres; zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit brauchen diese Ausnahmegewächse, bis sie sich langsam zu öffnen beginnen.

Schlossgut Diel (Nahe)

2015 Goldloch Riesling GG trocken von DielTop-Favoriten:

Favoriten:

Caroline Diel und ihr Mann Sylvain Taurisson-Diel wechselten sich in der charmanten Betreuung ab, und auch Grandseigneur Armin Diel hatte Zeit für eine kurze Unterhaltung. Das Sortiment überzeugt sorten- und herkunftsübergreifend – etwas Reifezeit wird den neuen Weinen die Möglichkeit geben, sich ganz zu entfalten.

Grans-Fassian (Mosel)

2014 Apotheke Riesling GG trocken von Grans-FassianTop-Favoriten:

Favoriten:

Catherina Grans präsentierte eine gelungene Kollektion, bereichert um einige gereifte Gewächse. Überragend: das Große Gewächs des Jahrgangs 2014 aus der Apotheke.

Maximin Grünhaus (Mosel)

2016 Abtsberg Superior Riesling feinherb von Maximin GrünhausTop-Favoriten:

Favoriten:

Dass Maximin Grünhaus im vergangenen Jahr in den VDP aufgenommen wurde, war meiner Ansicht nach beinahe überfällig – jedenfalls ein absolut logischer, verdienter Schritt. Das zeigte auch die vorgestellte Kollektion.

von Othegraven (Mosel)

Top-Favoriten:

Favoriten:

Mit Günther Jauch sprach ich über die Vermarktung restsüßer Rieslinge; ihm zur Seite standen beim Ausschenken seine Frau Thea Sihler und Geschäftsführer und Kellermeister Andreas Barth. Die trockenen Weine des Jahrgangs 2016 wurden noch nicht präsentiert; am ausdrucksstärksten zeigte sich die Lage Altenberg – über alle Qualitäts- und Prädikatsstufen hinweg.

Graf Adelmann (Württemberg)

2016 „Sommer im Park“ Cabernet trocken von Graf AdelmannTop-Favorit:

Favoriten:

Felix Graf Adelmann stellte stolz seine neue Flaschenausstattung vor, die ich für sehr gelungen und dem (neuen) Stil des Hauses entsprechend halte: Die Etiketten der Gutsweine sind in der Gestaltung den Fensterläden von Burg Schaubeck – dem Sitz der Familie und des Weinguts – nachempfunden.

Kistenmacher & Hengerer (Württemberg)

2014 Heilbronner Stiftsberg V Grauburgunder trocken von Kistenmacher & HengererTop-Favoriten:

Favoriten:

Thomas Krause schenkte mit viel Energie die außergewöhnlichen Tropfen aus. Wer immer mich auf der Messe nach einer Empfehlung fragte, den schickte ich zu Kistenmacher & Hengerer – für mich seit Jahren ein Württemberg-Geheimtipp, nicht zuletzt wegen des interessanten Sortenspiegels.

Drautz-Able (Württemberg)

Top-Favoriten:

Favoriten:

Markus Drautz, der von seiner Frau Stéphanie de Longueville-Drautz unterstützt wurde, ließ bei der Vorstellung seiner Weine dieselbe Hingabe und Leidenschaft spüren, die schon bei deren Herstellung im Spiel gewesen sein müssen: ein facettenreiches Sortiment, das mich wieder einmal begeistert hat. Besondere Aufmerksamkeit verdienen der Sauvignon Blanc und die Aromasorten.

Bercher (Baden)

2013 Sasbacher Limburg Spätburgunder trocken von BercherTop-Favoriten:

Favoriten:

Martin Bercher hatte jedes Recht, die Burgunder-Kollektion von ihm und seinem Bruder Arne sehr selbstbewusst zu präsentieren: Diese Weine gehören an Komplexität, Finesse und Nachhaltigkeit zu den eindrucksvollsten in Baden. Und ein Begriff erscheint in meinen Verkostungsnotizen besonders oft: Eleganz. Das ist es, was den Stil dieses Hauses prägt.

Dr. Wehrheim (Pfalz)

Top-Favoriten:

Favoriten:

Eine beeindruckende Kollektion mit großer Herkunftstypizität, der man die hochwertigen Lagen und die Sorgfalt in Weinberg und Keller anmerkt. Die Pfalz von ihrer besten Seite, ob Burgundersorten oder Riesling!

Benedikt Baltes (Franken)

2014 „Terra 1261“ trocken und 2015 Großheubach Alte Reben Spätburgunder trocken von Benedikt BaltesTop-Favoriten:

Favoriten:

Mein Abschlusswein der Messe war noch einmal etwas ganz Besonderes: Benedikts faszinierender 2015 Klingenberg Pinot Noir trocken mit nur 9,7 Volumenprozent Alkohol und wenig Schwefel – fein, saftig und fruchtig. Bernd Klingenbrunn von K&M Gutsweine in Frankfurt hatte darauf bestanden, dass ich diesen Wein probiere; dafür muss ich ihm unbedingt dankbar sein.