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Auf der diesjährigen Weihnachtsfeier von Vicampo, die selbst organisiert in unseren Firmenräumen im Mainzer Zollhafen stattfand, hatte ich die Freude, die Weinbar zu betreuen. Das brachte mich nicht nur wieder einmal meinem Lehrberuf näher, sondern verschaffte mir auch wertvolle Erkenntnisse über die grundlegenden Auswahlkriterien für Weine in der Alltagspraxis.

Großflaschen bei der Vicampo-Weihnachtsfeier 2015Natürlich werden bei der Weihnachtsfeier eines (zumal sehr erfolgreichen) Online-Weinhandels anständige Weine ausgeschenkt: abgesehen von unkomplizierten Partyweinen durchaus auch einige anspruchsvolle Spezialitäten wie etwa gereifte Große Gewächse. Allerdings arbeiten in einer solchen Weinfirma natürlich nicht nur Freaks (wie ich), die alles Mögliche durchprobieren wollen, sondern überwiegend interessierte Weinlaien, die einfach für den Abend einen Wein finden wollen, der ihnen schmeckt. Das ist dasselbe wie bei jedem Weinfest oder einem Restaurantbesuch, wenn der „handelsübliche Weinkunde“ ausgeht.

Hier geht es um Grundsatzfragen, und in den allermeisten Fällen entspann sich auf der Vicampo-Weihnachtsfeier, wann immer jemand an die Weinbar kam, ein kurzer Dialog nach dem Schema: „Ich hätte gern einen Wein.“ – „Gern, was für einen denn?“ – „Was habt ihr denn da?“ In einer solchen Situation kann man nun entweder eine (hoffentlich aussagekräftige) Liste oder Weinkarte vorlegen oder das Angebot mündlich aufzählen. Als viel sinnvoller erwies sich jedoch, mit drei gezielten Fragen die Vorlieben der jeweiligen Kollegin bzw. des jeweiligen Kollegen einzugrenzen, und danach fiel eine konkrete Empfehlung sehr leicht; probieren lassen, Glas einschenken, zufriedene Mienen allenthalben.

Die drei Fragen, die auf diese Weise zum Ziel führen, lassen sich bereits am Titel dieses Blogbeitrags ablesen:

  1. Weiß oder rot?
  2. Trocken oder nicht trocken? (vornehmlich bei Weißwein relevant)
  3. Falls Weißwein: Soll er wenig Säure haben oder darf er säurebetont sein?

    Falls Rotwein: Kräftig oder weniger kräftig?

2013 Oberrotweiler Eichberg Weißburgunder trocken, Freiherr von GleichensteinMit diesem Muster konnte man sehr schnell bei Weißweinen zwischen Riesling und Burgundersorten und bei Rotweinen zwischen Spätburgunder und beispielsweise Tempranillo entscheiden, und jeder war danach mit dem ausgeschenkten Wein glücklich.

Empfehlungen für die Weinbar

Auf deutsche Weine angewandt, bedeuten diese Erkenntnisse, dass eine Weinbar bei einer Party mit vielen Gästen folgende Weine beinhalten sollte, um alle gängigen Wünsche einfach zu erfüllen:

Wer zusätzlich zur Pflicht auch noch die Kür anbieten will, kann die Weinbar – wiederum, ohne bei der Herkunft der Weine Deutschland zu verlassen – noch erweitern um einen Sauvignon Blanc und/oder einen wirklich süßen Riesling (Spätlese, Auslese). Oder, falls eine entsprechende Nachfrage wirklich hartnäckig besteht, doch einen halbtrockenen Rotwein; der Gast ist König – aber darüber möchte ich dann bitte lieber nichts wissen.